Wär hätt’s gedacht, dass die Schicksalsgöttin uns in Deutschland aufsucht, im Eilschritt an uns vorbeirennt und dabei ihre lollirote Zunge herausfordernd in unsere Richtung streckt? Wir haben sie in der Ferne ja des öfteren schon auf Zypern laufen sehen, uns dann immer weggeduckt oder einen Zahn zugelegt damit wir schlichtweg schneller als sie waren, aber dieses Mal hat sie uns locker trabend auf dem Heimaturlaub überrascht.
Hatte ich schon angemerkt, dass wir mental bereits auf dem Weg zurück nach Zypern waren? Eileen und ich zählten in frohen Liedern unsere Tage hier im verregneten Deutschland herunter. Es hatte doch tatsächlich 6 Wochen einfach mal fast pausenlos durchgeregnet. Als wir ankamen, war das mit dem warmen Regen bei 20 Grad und mehr noch ganz erfrischend romantisch. Dazwischen wurde es jedoch schon so kalt, dass es gar nicht mehr lustig war. Nur Harald und die Jungs hielten eisern an ihren kurzen Hosen und T-Shirts fest bei gerade mal 10 Grad Außentemperatur, während Eileen und ich schon verschämt die Herbstkollektion herausgeholt hatten.
Jetzt, einen Tag bevor wir in den Flieger steigen wollten, wurde es schlagartig wieder warm. Aber dieses Mal schlugen wir den Wetterbestimmern ein Schnäppchen! Wir blieben nämlich einfach da! Ja, richtig gelesen! Wir sind nicht nach Zypern zurück geflogen.
Echt komisch diese Klag’s, dass die ihre Flugtickets in den Orkus werfen, nur um nochmal die deutsche Sonne genießen zu können? Naja, nicht ganz. Die Entscheidung war relativ spontan in die Tat umgesetzt worden, war aber das Ergebnis langer Wochen des Haderns.
Mein Vater war erst vor einigen Wochen gestorben und der künstlerische Nachlass (ein volles Atelier auf rund 200 Quadratmetern bis unter die Zimmerdecke gefüllt mit Bildern und Installationen) muss nun verwaltet werden. Meine Mutter ist noch so tief in Trauer, so dass sie Unterstützung von mir braucht, die ich aus Zypern nicht leisten kann. Die Herkules-Aufgabe „Atelier“ ist auch noch nicht abgeschlossen. Immer wieder tauchen Menschen aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis auf, die Interesse an der Kunst meines Vaters anmelden und auch weitere Wege in Kauf nehmen, um zum „Shoppen zu sagenhaft günstigen Preisen“ zu uns kommen.
Daneben haben wir einen jungen Kerl als Sohn, der sich von Zypern bereits verabschiedet hatte und mit seiner Ausbildung in unserem Betrieb begonnen hat. Ihn mit seinem älteren Bruder in einer „Jung-Männer-WG“ „alleine“ zu lassen, das war für Harald schon seit Monaten ein unerträglicher Gedanke. Das Schlimmste: mit wem sollte mein G-ttergatte in Zukunft Schach spielen, wenn alle dafür in Frage kommenden Kandidadten in Deutschland weilten?
Dazu kam, dass Harald auf Zypern nie wirklich ganz angekommen ist. Ihm fehlte die „inspirierende“ Umgebung, in der er seine Fähigkeiten und Kompetenz aus so vielen Jahren der Selbständigkeit zu etwas „Handfestem“ erfolgreich einbringen konnte. Die Zeit einfach „nur“ zu genießen, kann auf Dauer ganz schön anstrengend sein, wenn man so drauf ist wie wir es halt sind – von Kopf bis Fuß auf Arbeit eingestellt!
Wie viele Gründe braucht es mehr, um eine dermaßen endgültige Entscheidung für die Familie zu treffen?
Also die Kinder sanft mit dem Entschluss konfrontieren, hoffen, dass sie „mitziehen“ und dann mal schnell in die Puschen kommen, um alle Dinge neu zu regeln. Harald ist Anfang der Woche zurück nach Zypern, um dort unseren Hausstand und alle Verbindlichkeiten aufzulösen. Ich bin mit den Kindern hiergeblieben und versuche nun so schnell wie möglich Schulen für Eileen und Ilan zu finden, damit sie ohne größere Lücken (das Schuljahr in NRW hat bereits vor drei Wochen begonnen!) anschließen können.
Also diesen „Deutschlandurlaub“ habe ich mir in der Tat anders vorgestellt, aber jetzt ist es wie es ist und es ist gut so. First things first! In erster Linie stehen die Menschen, die wir lieben und schützen wollen. Alles andere muss dem weichen auch wenn ein bisschen Traurigkeit ganz tief in meinem Herzen schluchzt. Aber man kann schließlich auch Urlaub auf Zypern machen: ich meine jetzt, so einen richtigen Urlaub mit holdem Nichtstun, Jetski fahren, Familien-Quality-Time und Coctails schlürfen am Pool mit Blick auf das Meer im Sonnenuntergang!
Auf zu neuen Ufern!

Hiermit schließt mein Zypernblog endgültig und ich bedanke mich bei der Familie und allen Freunden, die mit uns durch die letzten 52 Wochen gegangen sind und sich mit uns über die unendliche Freiheit und Fröhlichkeit gefreut haben, die wir auf Nordzypern erleben durften! Der ein oder andere wurde vielleicht sogar zu eigenen „wilden“ Ideen und Gedanken animiert. Wir können nur abschließend sagen: nicht darüber nachdenken – MACHEN! Es lohnt sich!

Na denn, willkommen zurück in Deutschland! Euer Blog hat mir viel Spaß gemacht und hat mir die Möglichkeit gegeben an Eurem Leben teilzunehmen. Ihr könnt auf eine tolle Erfahrung zurückblicken! Hoffe bis bald im kalten, verregneten Deutschland!
LikeLike