August 2022-23

Gedanken zu einer bewegten und ereignisreichen Zeit, die eigentlich schon im Februar 2022 begann und der immerwährende Versuch eine nicht greifbare Atmosphäre mit einer einfachen Handykamera einzufagen. Denn:

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“

Antoine de Saint-Exuperys

Nordzypern ist wild! Die Vegetation gnadenlos, denn sie ist selber gnadenloser Hitze im Sommer, langen Dürreperioden und durchaus kalten Wintern ausgeliefert. Sie muss sich behaupten und durchkämpfen. Das Gleiche verlangt sie den Menschen ab, die sich ihrer bemächtigen wollen. Auch die vermeindlich harmlosen „Haustiere“, die hier in unseren Augen als „arme“ Hunde und Katzen durch die Gegend streunen, sind wilder, kämpfen erbarmungsloser miteinander, um Schutz, Essen, Trinken und ein wenig Nähe zum Menschen. Aber nicht etwa, um zu Gefallen oder gar zu dienen, sondern, um ihre Lebensgrundlage zu sichern.

Gleichzeitig sind die Menschen gelassener als bei uns. Das Verhalten erinnert mich sehr an das südamerikanische etwas träge: „mañana“ (morgen). Aber diese Menschen haben, wie auch die Natur, seit Jahrtausenden gelernt zu überleben. Sich gegen feindliche Übernahmen „ergeben“ zu zeigen ohne ihre innere Würde und Eigenheit aufzugeben. Zypern wurde so häufig im Laufe seiner Geschichte eingenommen, dass es „den Ur-Zyprioten“ vermutlich nicht einmal mehr im Ansatz gibt. Eine bunte Mischung vieler Kulturen ging hier durch die Population. Die Eroberer kamen und gingen. Die Zyprioten blieben – denn sie waren einfach widerstandsfähiger und gelassener!

Vor einem Jahr, fast auf den Tag genau, „eroberten“ wir in einer eher vorsichtigen und behutsamen Art und Weise diese Insel. Die Kinder waren teils argwöhnisch, teils neugierig und gespannt. Wir wägten ab, beobachteten, erlebten und ließen uns schließlich auf das Abenteuer ein. Wir haben positive wie negative Erlebnisse und Erfahrungen gemacht. Wir waren und sind noch immer hin- und hergerissen, ob diese Insel irgenwann für uns in gewisser Hinsicht ein „zu Hause“ hätte darstellen können oder immer nur „Durchgangsstation“ geblieben wäre.

Aber weil es nicht immer nur Schwarz und Weiß gibt – schon gar nicht hier – sind die Fragen, die wir uns stellen noch immer unbeantwortet. Und werden es auch bleiben.

Viele dachten wir wären „ausgewandert“, würden uns auf der Insel ein schönes Leben im Luxus gönnen, am Pool sitzend (eine verlockende Vorstellung in der Tat!). Aber wir waren hier, um eine gute Zeit mit der Familie und den Kindern zu verbringen. Weil wir jahrzehntelang 24/7 gearbeitet haben und auch mal ein „normales“ Familienleben haben wollten: mit gemeinsamen Essenzeiten, gemeinsamen Ausflügen am Wochenende und auch gemeinsamem mal „Nichtstun“. Wir haben hier Entspannung gefunden, die Kinder haben sich super entwickelt, sowohl sprachlich als auch menschlich und sozial.

Wir haben der Verlockung widerstanden und nicht gekauft, sondern zur Miete gewohnt. Haben viel gearbeitet (es macht halt Spaß!), aber ausgeglichen und familientauglich. Wir sind unseren Verpflichtungen nachgekommen, haben Steuern weiterhin in Deutschland gezahlt und unser Team unterstützt. Gleichzeitig haben wir die Entspanntheit um uns herum genossen (abgesehen vom Straßenverkehr, der adrenalinaufpeitschend bleibt!) und wir haben den „Inselzauber“ jede Minute in uns aufgesogen. Wir haben Freunde beherbergt und neue Freundschaften vor Ort geschlossen.

Und gestern war der Tag, an dem wir Flugtickets für die Rückreise hatten. Aber dann kam doch mal wieder alles anders!

Fortsetzung folgt….


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