Hunde – Wetter

Seit Mitte der Woche haben wir Familienzuwachs: Pluto und Dulcinea sind „leihweise“ für 10 Tage bei uns und werden gehundesittet. Es ist schon merkwürdig wieder einen bzw. direkt zwei Hunde um sich zu haben. Das Andenken an unseren wunderbaren Balu, ein großer und intelligenter Fila Sao Miguel, der leider einige Monate vor unserer Abreise nach Zypern unerwartet verstorben ist, schmerzt noch immer. An einen „neuen“ Hund ist daher vorerst nicht zu denken, aber Pension zu spielen, ist ok und macht auch richtig Spaß. Es ist schön, zwei lebensfrohe Rabauken um sich zu haben.

Das Leben ist nun nicht nur durch den Schulalltag, das Training und die Arbeit getaktet, sondern auch durch das Gassigehen. Natürlich ist es hier auf Zypern üblich, dass man die Hunde tagsüber einfach vor die Türe schickt und sie abends dann irgendwann wieder reinlässt, aber das geht natürlich nicht bei Hunden, die einem für einige Tage anvertraut wurden und deren zu Hause eine andere Gegend ist.

Die beiden müssen sich natürlich auch etwas umstellen bei uns: sie sind es gewohnt „alleine vor die Tür gelassen zu werden“. Rein und rauszugehen, wann sie wollen. Hier ist das etwas anders: es gibt Gassi-Zeiten, Fresszeiten, Ausruhzeiten, Schalfzeiten. Schön deutsch und schön getaktet. Schluss mit zypriotischer Willkür!

Das heißt für uns – wohlgemerkt für mich! – um 6 Uhr aufstehen, wenn die erste nasse Hundezunge durchs Gesicht schleckt. Gassirunde Nr. 1, Fressen zubereiten, Kinder abholen, Hunde erholen sich in der Zwischenzeit für Gassirunde Nr. 2, Fressen zubereiten, Hunde gehen schlafen! Eigentlich ganz ok, wenn da nicht ausgerechnet die 4 Regentage dazwischengekommen wären!

Ja, in der Tat hat hier Murphy so was von zugeschlagen! Ausgerechnet in der Zeit, in der wir die Hunde bekommen haben, hat es nicht stundenweise, nein tageweise und non-stop aus allen Eimern gegossen. Wer schon mal bei 10 Grad im strömenden Regen mit zwei Hunden, die es gewohnt sind sich ordentlich zu bewegen 2x täglich mindestens zwei Stunden Gassi gegangen ist, der weiß wovon ich rede.

Und bitte komme mir keiner mit dem blöden Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“! Wer erwartet denn hier im schlimmsten Regenwetter raus zu müssen? Natürlich habe ich schlechte Kleidung und auch kein geeignetes Schuhwerk, weil ich auf Zypern wohne, wo schlechtes Wetter ein Fremdwort ist und wo es im ganzen Jahr nur 4 „deutsche“ Regentage gibt – damit ist gemeint: es regnet von morgens bis nachst durch und am nächsten Tag direkt weiter! Natürlich bin ich also nicht auf Hunde(UND)wetter eingestellt!

Aber trotz Sauwetter habe ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen. Denn trotz nasser Füsse, eingefrorenen Hände (vom Regenschirmhalten) und Windböen, die einem fast den Abhang runterwehen, sind so zwei gutgelaunte Hunde die beste Medizin gegen Wetterfrust! Wenn man eh erst mal komplett nass ist, dann ist selbst der Moment, in dem sich zwei regennasse und vermatschte Hunde direkt neben einem schütteln so lustig, dass man sich dabei schon mal vor Lachen kaum noch einbekommt.

Der Spaß ist letzlich auf beiden Seiten und die Müdigkeit, die nach den Runden manchmal schlagartig über diese zwei drolligen Mitbewohner fällt, ist alles Frühaufstehen, allen Schmutz, alle nassen Handtücher, die bei dem Wetter auch nicht mehr trocknen, alle Hundehaarbüschel im Haus und alle zusätzliche Arbeit doppelt wert!

Nach vier Tagen apokalyptischem Regen wurde es auch wieder besser. Es gab längere „regenfreie“ Abschnitte, die wir nutzen konnten, ohne, dass Hund, Herr und G’scherr komplett verdreckt oder nass waren. Jetzt war auch Ilan bereit mitzugehen. Die langen Runden sind ideal, um stressfreie Gespräche zu zweit zu führen. Ich genieße diese Stunden und werde gerne immer wieder Hundepension auf Zypern sein.

In unserer Familie werden wir wohl doch keine Katzenmenschen werden – Hunde sind einfach viel zu faszinierend und verbindend!

Die Bilder geben nicht das wahre Ausmaß der Wassermengen auf den Strassen wieder. Ich fühlte mich deutlich an die Erlebnisse im Juli 2021 erinnert, als ich zwei meiner Jungs und deren Freunde aus der Eifel abholte während die Flutkatastrophe im vollen Gang war. Ich musste die geflutete Autobahn verlassen und über das Land und die Dörfer fahren, die ebenfalls schon vielerorts geflutet waren. Auf der Suche nach befahrbaren Straßen machte ich mir damals ernsthaft Gedanken, welches Kind ich zuerst und vor allem wie auf das Autodach retten würde, wenn ich mit dem Auto nicht mehr weiterkäme und die Wassermassen ins Auto dringen würden. Die Menschen haben vielerorts bis heute noch mit den Folgen der Flutkatastrophe zu kämpfen, während es für alle anderen längst wieder in Vergessenheit geraten ist. Jetzt kommen diese Gedanken bei mir wieder hoch und betrüben mich ungemein, während ich mich durch die Wassermassen kämpfe. Wasser ist Leben, aber wie bei allem ist die Menge entscheidend!


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