Streifzüge durch Lefkosa

Während die Kinder heute shoppen waren, bin ich einfach mal durch Lefkosa (Nicosia) geschlendert. Auf Highheels und mit meiner Handykamera bewaffnet!

Lefkosa ist heiß, schmutzig, häßlich, eng und stinkt. Aber es hat auch verträumte Ecken, gibt besondere Einblicke und Fotomöglichkeiten, wenn man erst einmal die Hauptstrassen verlässt und eigene Wege geht.

Der Kontrast zwischen Vernachlässigt bis Verkommen und dem „nice neighbourhood“ ist fließend. Alt und Morderne geben sich auf fast allen Starßenzügen die Hand. Man sieht top Geschäfte im high end Bereich und die typischen „Türken-Kitsch-Geschäfte“ mit Blümchen, Girlande und Plastik-Kitsch.

Nicht fehlen darf das Auto – besser: das deutsche Markenauto – BMW, Mercedes, Porsche. Audi ist hier so gut wie gar nicht angesagt. Eher noch der für die middleclass obligatorische VW – das Aufsteigerauto, bevor man sich halt ein „richtiges“ holen kann. Ein teures Auto hat DEN Stellenwert in der Gesellschaft schlechthin. Nichts ist so wichtig in der Außendarstellung und für das Selbstwertgefühl wie das Auto.

Es ist der Kontrast, der diese Welt so bunt macht. Und wenn wir es noch so oft einreden wollen, dass unsere „westliche“ Welt die Krone der Schöpfung ist, das Mekka des Konsums, die oberste Stufe kapitalistischer Reinheit. Hier ist nicht alles gepflastert und mit gleichem Stadtbild gestempelt: H&M, Aldi, C&A, LIDL, Karstadt und Co. Im Süden dieser Stadt (in Nicosia, dem griechischen Teil) findet sich alles wie in Europa auch. Die Straßen und Häuser sind gepflegter. Es gibt Parks und schöne Anlagen. Aber es ist alles so austauschbar.

Ob ich hier leben möchte? Nein, denn Lefkosa bleibt eine stinkende Stadt, ein ewiger lauter Unruheherd, ein glühender Ofen im Sommer und eine Gosse in den Wintermonaten. Von den täglichen Verkehrstaus ganz zu schweigen. Eine Hure, die sich hübsch anzieht und deren Alter und durchgemachten Nächte im Casino sie doch nicht verbergen kann. Aber sie ist lebendig und hat eine lange Geschichte, die man zu spüren glaubt, wenn man durch die Strassen der Altstadt wandelt. Sie ist echt und hat durchaus Potential weiter zu erblühen, wenn ihre Freier etwas mehr Geld aus der Staatskasse und bauplanerisches Geschick einsetzen würden.

Etwas Außergewöhnliches geschah als wir die Stadt wieder verließen: …

ES REGNETE! Das erste Mal nach über 5 Monaten!


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