Wenn man drei Dinge von Anfang an kennt, dann kommt man hier auf Zypern auch gut durch:
- Nutze Wasser für deinen Allerwertesten zur Reinigung nach dem Toilettengang, kein Papier!
- Gewöhne dich an kaltes Wasser beim Duschen!
- Nimm eine Sonnenbrille und eine Wasserflasche mit, wo immer du hingehst!
Das waren die ersten Regeln, die wir hier sehr schnell lernen durften/mussten. Mir fällt gerade auf, dass alle mit Wasser zu tun haben. Wasser wird dann zu einem kostbaren Gut, wenn man unter wüstenähnlichen klimatischen Bedingungen lebt. So wie eben hier auf Zypern im Sommer. 35 Grad Durchschnittstemperatur ist normal. Aber immerhin trocken. Es lebt sich ganz gut damit. Auch wenn es „nachts NIE abkühlt“ (O-Ton, Harald).
Der Griff zum WC-Papier wird automatisch abgeblockt, wenn man eine Jauchegrube (Septic tank) am Haus hat, die man selber „pflegen“ muss! Hier gibt es kein Abwassersystem wie bei uns. Selbstverantwortung! Und hier gehen die Leute auch ganz sicher nicht auf die Straße, wenn das WC Papier nicht mehr lieferbar sein sollte.
Die Duschen werden schon irgendwann wieder warm, wenn man lange genug wartet. Bis dahin ist man allerdings meist schon lange fertig mit Duschen. Die Haare kalt zu waschen ist allerdings (jedenfalls für mich) etwas gewöhnungsbedürftig. Geht aber auch, solange es noch Sommer ist. Im Winter werde ich vermutlich doch etwas längere Zeit unter der Dusche verbringen und warten bis wenigstens lauwarmes Wasser kommt.
Hier geht man keinen Schritt aus dem Haus, ohne eine Wasserflasche dabei zu haben. Nicht mal zum Supermarkt, zu dem man (natürlich) mit dem Auto fährt. Und dabei kann man durchaus in einem langen Stau enden, obwohl der Supermarkt eigentlich in Laufentfernung wäre. Aber Gehen auf zwei Beinen ist hier eher nicht angesagt. Erstens: zu heiß (jedenfalls im Sommer), zweitens: das macht man einfach nicht! Auch das ist für uns als Deutsche per se nicht unbedingt einleuchtend, wo wir doch eher öko-dynamisch manchmal fast militant unterwegs sind. Es bereitet mir schon körperliche Schmerzen, wenn ich hier in den SUV mit Verbrennungsmotor steigen muss, anstelle eines charmanten Teslas oder Twizzys mit eAntrieb. Das ist definitiv ein großer Minus-Punkt für Zypern! So gut wie keine Elektromobilität!
ABER: das Wasser um uns herum an den Stränden ist kristallklar! Zypern hat zwar kaum Elektroautos, dafür aber auch kaum umweltverschmutzende Industrie, die das Wasser verpestet! Ergebnis: türkisfarbenes Wasser mit freiem Blick bis auf den Grund.

Was ist noch so alles anders hier?
Pünktlichkeit hat hier keine Bewandnis. Eine Sache, die wirklich gewöhnungsbedürftig ist für einen Deutschen. Gehe also davon aus, dass du für alles einfach viel länger brauchst, denn du wartest häufig. Egal, ob bei einer Zusage vom Handwerker, bei einem Freund oder auch einem Behördengang. Letzteren wirst du ohnehin mehrmals angehen, da dir meistens noch ein Formular fehlt, das dir beim letzten Besuch noch nicht mitgeteilt wurde.
Der beste Plan ist keinen Plan zu haben, denn dieser bringt dich höchstens unter Stress. Du wirst abends also häufig feststellen, dass du deinen sorgfältig ausgefeilten Tagesplan hier einfach nicht so umgesetzt bekommst, wie du es vielleicht gewöhnt bist. Ist halt so! Gewöhn dich dran und entspanne dich! Ommmmmmmhhhh!
Ein weiterer sehr interessanter Punkt sind die Tiere im Land. Schon mal vorab zur Entwarnung: bis auf die Levanteotter (Macrovipera lebetina), die bis zu 1,5 m lang sein kann, gibt es auf Zypern keine wirklich gefährlichen oder gar tödlichen Tiere. Die größte Schlange auf Zypern ist die bis zu 2,5 m lange Pfeilnatter (Dolichophis jugularis). Sie ist zwar ungiftig, kann aber heftig und schmerzhaft zubeißen. Sie zieht allerdings, wie fast alle Schlangen auf der Welt, immer die Flucht einem Angriff vor.
Im Osten der Insel leben (wilde) Esel. Es gibt Wildschweine, Rehe, Hirsche, Rebhühner, sogar Mouflons und es gab Zwergelefanten, die während des späten Pleistozäns bis etwa 11.000 Jahre vor Christus auf der Insel Zypern lebten.

Streunde Hunde und Katzen sieht man an jeder Ecke. Manchmal erbarmt es den ein oder anderen „Zugewanderten“ und ein „armes“ Tier bekommt eine Familie. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Tier dann doch lästig wird. Es möchte fressen, macht Schmutz, behindert die Urlaubsplanung, wird womöglich auch mal krank etc. Dann wird Tier halt wieder in die Natur „entlassen“. Die Zyprioten gehen mit den Tieren deutlich besser um: jeder Haushalt lebt mit Tieren, diese werden allerdings nicht vermenschlicht. Sie leben weitestgehend draußen und selbstbestimmt. Haben aber eine feste Anlaufstelle für regelmäßiges Futter, Wasser und eine streichelnde Hand, wenn sie es wollen.
Weniger angenehm und süß sind die krabbelnden Tiere wie beispielsweise Kakerlaken. Siehst du eine hast du 200! Die erste Kakerlake hat mich an der Hautüre begrüßt, noch bevor uns Harald in den Arm nehmen konnte nach unserer Ankuft. Aber man lernt ja schnell: dieses Problem löst man, indem man alle „Zuwegungen“ verschließt sobald es dunkel wird. Die Kakerlaken sind ohnehin meistens so fertig, wenn sie es durch die Kanalistation geschafft haben, dass sie sich halb tot erst mal in der Wohnung regenerieren müssen. Bei uns ist alles dicht: mit WC-Papier!


Eines vereint die meisten Tiere egal ob Katze (meistens süß), Kakerlake (nie süß!), Ameise oder Insekt: sie wollen rein! Zu dir – gerne aber auch ohne dich mit dabei! Also du am besten raus – Tier rein – allein! Der Mensch ist geduldet. Mehr nicht.
Das Tier findet dich. Nicht du das Tier!
eigene Erfahrung

Ein Gedanke zu “Von WC-Papier und Kakerlaken…”